15. Dezember 2020
Drücken wir den Pausenknopf
Als wäre es gestern gewesen: Ende Februar trat der erste Coronafall in unserem Land auf. Seither ist unglaublich viel passiert. In uns und um uns herum. Wir alle haben unsere ganz eigene Sicht auf diese aussergewöhnliche Zeit. Welche Ereignisse haben dich dieses Jahr am meisten geprägt?
Von Claudia Hiestand
In einem Punkt sind wir uns wohl alle einig: Corona geht an keinem von uns spurlos vorüber. Aber die persönliche Betroffenheit könnte unterschiedlicher nicht sein. Das zeigt allein der Blick in die Arbeitswelt: Während die Krise den einen neue Chancen eröffnet, stellt sie für andere eine existenzielle Bedrohung dar. Und dazwischen liegt eine riesige Bandbreite an Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Da ist zum Bespiel der Eventmanager, in dessen Agenda bis Mitte nächsten Jahres kein einziger Auftrag mehr notiert ist. Oder die IT-Fachfrau und der Finanzberater, die seit dem Lockdown gemeinsam im Homeoffice arbeiten und sich schwer damit tun, ihre Rollenverteilung und die neuen Zuständigkeiten bezüglich Kinderbetreuung und Haushalt auf die Reihe zu kriegen.
Welcher Krisentyp bist du?
Kommt hinzu, dass wir im Umgang mit den gegenwärtigen Herausforderungen nicht alle auf die gleichen Ressourcen und Strategien zurückgreifen können. Je nachdem, wer uns gerade gegenübersteht, können die Corona-Fazite sehr gegensätzlich ausfallen. Sehr vereinfacht gesagt prallen gegenwärtig zwei Krisenbewältigungstypen aufeinander: die Schwarzmaler, die davon ausgehen, dass die Auswirkungen der Pandemie katastrophale Ausmasse annehmen werden. Sie fürchten sich vor einer drohenden Rezession, Wohlstandsverlust und der totalen Vereinsamung. Auf der anderen Seite stehen die Optimisten, die daran glauben, dass die Krise auf lange Sicht auch Gutes mit sich bringt. Sie hoffen, dass das Gefühl der Verbundenheit bleibt, die Wertschätzung für die systemrelevanten Berufe nicht einfach wieder verschwindet und unser verändertes Verhalten dauerhaft zu mehr Nachhaltigkeit führt.
Tatsächlich ist es so, dass wir uns Dank Corona verstärkt damit auseinandersetzen, was wir konsumieren, welche Verkehrsmittel wir wählen oder wie wir unser Reiseverhalten künftig gestalten wollen. Ganz zu schweigen davon, wie sich unsere Arbeitswelt quasi über Nacht verändert hat: Durch die Pandemie erfährt sie einen deutlichen Schub in Sachen Digitalisierung. Coworking Spaces und Homeoffice etablieren sich als alternative Arbeitsformen, und digitale Videokonferenz-Tools wie Zoom, Teams, Skype und Co. sind zum allgegenwärtigen Arbeitsmittel geworden.
Welche Aspekte überwiegen?
Corona hat uns viel gelehrt. Das können und wollen aber nicht alle so sehen. Und das ist auch okay. Denn Fakt ist: Es gibt nicht nur die eine richtige Sicht auf Corona. Wir haben alle unsere ganz eigene. Wie sieht deine aus? Gab es dieses Jahr einen oder mehrere schöne Momente, die es ohne Corona womöglich gar nicht gegeben hätte? Bist du eigentlich gar nicht unglücklich darüber, dass dein Terminkalender nicht mehr so voll ist und du deinen besten Freund, der früher ständig in der ganzen Welt herumjettete, wieder viel mehr zu Gesicht bekommst? Bist du froh, dass das Virus uns eine langsamere Gangart aufzwingt, weil du dich sowieso ständig erschöpft gefühlt hast? Freust du dich, dass dir dein Vorgesetzter einmal wöchentlich das Arbeiten im Coworking Space ermöglicht und du so der sozialen Isolation des Homeoffice entfliehen kannst? Oder überwiegen bei dir die negativen Aspekte? Fragst du dich, ob das Arbeiten im Online-Modus uns krank macht, weil wir ständig erreichbar sein müssen und wir keine Pause mehr machen? Sorgst du dich, weil deine Auftragsbücher nur noch halb voll sind, dein Umsatz zurückgeht und du nicht mehr langfristig planen kannst? Beunruhigt dich die hohe Volatilität draussen auf dem Markt?
Gönnen wir uns eine Pause!
2020 war einschneidend, so oder so. Und die Sache ist nicht ausgestanden. Noch stecken wir mitten in der Krise und können uns ihr mental und emotional nicht entziehen. Deshalb ist es wichtig, unsere Batterien regelmässig aufzuladen und mit unseren Ressourcen achtsam umzugehen. Die Beantwortung von Fragen wie «Wer gibt mir Halt?» oder «Was stärkt mich?» ist jetzt besonders wichtig. Die bevorstehenden Weihnachtstage bieten sich geradezu an, in die Ruhe und Entspannung zu kommen. Nehmen wir sie zum Anlass, um den Pausenknopf zu drücken, unseren Gefühlen und Gedanken Raum zu geben und unsere persönlichen Erlebnisse einzuordnen. Und vergessen wir mit Blick in die Zukunft nicht, wie lernfähig wir sind und welche Möglichkeiten in uns stecken. Mit Kreativität, Ausdauer und Solidarität werden wir gemeinsam durch die Krise kommen. Daran glauben wir.
Wir wünschen euch schöne Weihnachten!
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