19. November 2019

«Ich habe einen kleinen Robin Hood in mir»

Elisabeth Hirtl

Co-Gründerin

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UnternehmerTalk - Stefan Heitmann

Stefan Heitmanns Begeisterung ist ansteckend. Wer ihn über seine Erfahrungen als Unternehmer reden hört, kriegt Lust, sich ebenfalls selbstständig zu machen. Dabei war sein Weg in die berufliche Unabhängigkeit alles andere als ein Spaziergang.

Von Claudia Hiestand

Die eigene Firma gründen – davon träumen viele Menschen. Einige machen den Traum wahr: In der Schweiz sind 8,3 Prozent aller erwerbstätigen Personen selbstständig. Doch selbstständig heisst noch lange nicht erfolgreich. Auf Stefan Heitmann trifft das nicht zu. Innerhalb von vier Jahren gründete er die beiden Start-ups MoneyPark und PriceHubble und etablierte sie auf beeindruckende Weise. Hat er ein Erfolgsrezept?

Hat er nicht, wie er anlässlich des UnternehmerTalks im Wunderraum erklärte. Im Gegenteil: Sein Weg war von zahlreichen Rückschlägen gepflastert. «Unternehmer zu werden, ist schmerzhaft», gab Heitmann unumwunden zu. «In den dunklen Momenten blätterst du wehmütig in alten Lohnabrechnungen und fragst dich, was du da machst.» Aber mit der Firmengründung gehe nun mal immer ein gewisses Risiko einher. Ihm ausweichen zu wollen, sei unmöglich. Da ist es laut Heitmann von Vorteil, wenn auch das Umfeld eine gewisse Risikoaffinität mitbringt. «Es ist eine so intensive Zeit, die emotionale Amplitude kann enorm sein. Es braucht Menschen, die das auffangen.» Gleichzeitig machte Heitmann deutlich, dass gerade das Risiko oft eine treibende Kraft sein kann. Aufgrund ihrer beschränkten finanziellen Mittel sind Gründer eher bereit, ein Risiko einzugehen. Genau das beschert ihnen nicht selten Erfolg.

Die Realität schlägt immer wieder zu

Wer nicht nur risikofreudig, sondern auch hartnäckig und optimistisch ist, hat bei einer Firmengründung die besseren Karten. Denn die meisten Gründungen brauchen mehr und kosten mehr, als man sich vorstellt. Das hat Heitmann in all den Jahren gelernt. Und noch etwas weiss er heute: Niemand wartet auf einen. Umso wichtiger ist es, den Glauben daran, die Welt da draussen verändern zu können, nicht zu verlieren. «Ich habe einen kleinen Robin Hood in mir», sagte Heitmann.

Er ging allerdings auch kritisch ins Gericht mit sich selbst und räumte ein, vieles unterschätzt zu haben. «Ich dachte zum Beispiel immer, die echten Herausforderungen werden von aussen an mich herangetragen. In Tat und Wahrheit kommen sie von innen.» Damit meinte er in erster Linie die Führung der Mitarbeitenden und die Kommunikation mit ihnen. «Man muss die Vision stets am Leben erhalten», riet er. Führungspositionen sollten unter anderem auch deshalb möglichst von innen heraus besetzt werden, weil die betreffenden Mitarbeiter den Spirit des Unternehmens viel natürlicher mittransportierten.

Die Genugtuung über das Erreichte

Ebenfalls nur bedingt vorbereitet war Heitmann auf Konflikte mit Gründerpartnern. «Die lassen sich nicht antizipieren und zeigen sich in den unterschiedlichsten Schattierungen», machte er deutlich und sprach in diesem Zusammenhang Themen wie gegenseitige Erwartungen, Rollenverteilung und Transparenz an.

Trotz Ernüchterung und Enttäuschungen wurde im Verlauf des Gesprächs zwischen Wunderraum-Impulsgeberin Maria Bassi und ihrem Gast deutlich, welch grosse Befriedigung Heitmann letztlich aus seiner Selbstständigkeit zieht. «Etwas zu erschaffen, das vorher nicht da war, und zu sehen, wie es wächst und vom Kunden als Mehrwert betrachtet wird, das ist wirklich schön», sagte er.

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