06. Juni 2024
Mehrwert Community Management
Wenn wir an neue Jobs denken, kommen uns spontan Tätigkeiten wie Drohnenmechanikerin, KI-Prompter oder Datenanalystin in den Sinn. Wir denken aber selten an die Veränderung bestehender Berufsbilder. Elisabeth Hirtl und Barbara Josef zeigen auf, dass die Assistenzrolle in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnt, wenn sie sich um Community Management kümmert.
Von Barbara Josef und Elisabeth Hirtl für Miss Moneypenny, der Business-Plattform für Assistenzberufe
Vor genau 40 Jahren prägte der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann den Begriff «New Work» verbunden mit der Forderung, den Menschen und sein Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit ins Zentrum der Arbeitswelt zu stellen. Heute zählt «New Work» zu den Megatrends unseres Zeitalters. Die Pandemie, verstärkt durch den Rückenwind des Fachkräftemangels, verhalf dem Thema «New Work» unumkehrbar zum Durchbruch, zumindest im Bereich der wissensintensiven Tätigkeiten. Wir sind heute dem Idealbild einer Arbeitswelt, in der die Mitarbeitenden eine Stimme haben und die Arbeit als Chance für die persönliche Weiterentwicklung erleben, näher als je eine Generation vor uns. Doch auch diese grundsätzlich positive Entwicklung hat Schattenseiten. Der sehr schnelle Wechsel vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt führte in vielen Organisationen dazu, dass vor lauter «ich» das «wir» auf der Strecke blieb und der Zusammenhalt geschwächt wurde.
Erfolgsfaktor Gemeinschaft
Die Erkenntnis, dass die Pandemie in vielen Organisationen zu einer gewissen «Entsolidarisierung» geführt hat, bedeutet keineswegs, dass wir versuchen sollten, zum Alten zurückzukehren. Vielmehr geht es um die Frage, wie es uns gelingt, den Mitarbeitenden individuelle Gestaltungsräume zu ermöglichen und gleichzeitig gezielt in die Stärke der Gemeinschaft zu investieren. Mitarbeitende, die sich einer Organisation zugehörig fühlen und sich mit ihr identifizieren, engagieren sich nachweislich stärker für das Unternehmen und die Arbeitskolleginnen und -kollegen. Und genau das ist in einer Welt der schnellen Veränderungen und Umbrüche für den langfristigen Erfolg matchentscheidend. Doch stehen maximale Eigenverantwortung und eine starke Gemeinschaft nicht im Widerspruch zueinander? Keinesfalls – Coworking Spaces leben vor, wie dieser vermeintliche Spagat gelingt. Mittels gezieltem Community Management stellen Coworking Spaces sicher, dass aus Einzelpersonen und Firmen, die sich ein gemeinsames (Büro-)Ökosystem teilen, ein starkes Kollektiv entsteht, das allen Mitgliedern Mehrwerte bietet. Wir möchten nachfolgend aufzeigen, was Community Management genau ist und warum wir denken, dass die Assistenzrolle mit ihren spezifischen Kompetenzen prädestiniert dafür ist, diese wichtige Aufgabe zu übernehmen und so noch nachhaltiger zum Unternehmenserfolg beizutragen.
Was ist Community Management?
In Coworking Spaces versteht man unter Community Management alle Massnahmen, die das Ziel haben, die Gemeinschaft zu stärken und die Vernetzung unter den Mitgliedern aktiv fördern. Schliesst man Organisationen in die Betrachtung mit ein, so kann man die Definition erweitern um die Pflege der Organisationskultur mittels geeigneter kulturbildender Massnahmen, sei dies im physischen oder virtuellen Raum, synchron oder asynchron. Es liegt auf der Hand, dass ein Schwerpunkt auf physischen Begegnungen und Interaktionen liegt. Diese können aber durchaus mit digitalen Elementen flankiert werden.
Warum in Community Management investieren?
Community Management stärkt die Organisation, indem es hilft, ein Gefühl der Zugehörigkeit zu schaffen, die Identifikation mit der Organisation zu stärken und starke Beziehungen zwischen den Mitarbeitenden aufzubauen. Diese Elemente wiederum wirken sich positiv auf den Unternehmenserfolg, die Innovationskraft und die organisationale Resilienz aus.
Wie wird Community Management gemacht?
Unter dem Sammelbegriff Community Management, der sich ursprünglich auf Online-Foren bezog, wird eine Vielfalt von Massnahmen zusammengefasst. Einige Prozesse oder Angebote sind wiederkehrend, andere entstehen situativ. In der nachfolgenden Abbildung fassen wir zusammen, was Community Management im Coworking Space «Wunderraum» konkret bedeutet. Es ist als Blueprint zu verstehen, der mit etwas Kreativität einfach auf jede Organisation angepasst werden kann.
Assistenzen als die perfekten Community Manager
Mitarbeitende in Assistenzfunktionen verfügen über grosses Wissen innerhalb der Organisation. Sie sind Organisationstalente, ausgezeichnet vernetzt, ideenreich, kreativ, vorausdenkend, haben ein gutes Gespür für ihr Gegenüber und sind kommunikationsgewandt. Genau diese Kompetenzen machen Community Manager aus. Community Management ist zudem eine sehr bereichernde Aufgabe, weil die Aktivitäten und die daraus entstehende Interaktion positive Reaktionen auslösen und somit zu einer höheren Jobzufriedenheit beitragen oder eine Entwicklungsmöglichkeit darstellen. Im Idealfall besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Bereich People Management.
Community Management lohnt sich
Menschen, die sich zugehörig und wertgeschätzt fühlen, setzten sich stärker für die Gemeinschaft, bzw. die gemeinsamen Ziele ein. Wir glauben, dass gezieltes Community Management im digitalen Zeitalter noch wichtiger wird. Der persönliche Austausch, spontane Überraschungsmomente und glaubwürdig ausgedrückte Wertschätzung im Alltag stärken nicht nur Beziehungen zwischen Mitarbeitenden und ihrer Arbeitgeberin sondern sie machen die Zusammenarbeit vor Ort attraktiver. Das Büro der Zukunft muss Sogwirkung entfalten und entwickelt sich vom Head Quarter zum Heart Quarter: einem Ort, an dem bedeutsame zwischenmenschliche Begegnungen stattfinden. Und diesen darf man durchaus beherzt auf die Sprünge helfen.
Barbara Josef ist Co-Gründerin von 5-9 AG und begleitet Organisationen in Transformationsprozessen. Ihre grösste Leidenschaft gilt dem Thema Zukunft der Arbeit. Sie hat diverse Studien und Artikel zum Thema «Neue Arbeitswelten» sowie Coworking publiziert.
Elisabeth Hirtl ist ist Mitgründerin und Geschäftsführerin des Coworking Spaces Wunderraum. Sie begleitete Teams in neue Arbeitswelten und setzte sich früh mit der Frage auseinander, welche Voraussetzungen gesundes Arbeiten im digitalen Zeitalter ermöglichen.
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