03. November 2025
Von KI bis Rucksackdesign: Drei Start-ups zeigen ihre Visionen
Bei der neunten Ausgabe von Impulsraum im Wunderraum in Pfäffikon präsentierten drei junge Unternehmen ihre Visionen: von smarter Künstlicher Intelligenz über nachhaltige Rucksäcke bis zu digitalen Lösungen für das Gesundheitswesen. Dazu gab es wertvolle Tipps von Expertinnen und Experten sowie inspirierende Gespräche – ganz im Geist von Austausch und Zusammenarbeit.
Von Claudia Hiestand
Wo neue Ideen auf offene Ohren stossen, entsteht Innovation. Genau dafür gibt es den Impulsraum: Gründerinnen und Gründer kommen mit etablierten Unternehmern und Expertinnen zusammen. Oder um es mit den Worten von Elisabeth Hirtl, Gründerin und Geschäftsführerin von Wunderraum sowie Mitinitiantin des Impulsraums, zu sagen: «Auf der Bühne treffen unterschiedliche Erfahrungen und Ideen aufeinander, mit dem Ziel, voneinander zu lernen, sich auszutauschen und gemeinsam weiterzukommen». Auch Celso Cattaneo, Geschäftsführer von Schwyz Next, erinnerte in seiner Begrüssung daran, wie wichtig es ist, junge und etablierte Unternehmen miteinander zu verbinden.
Warum IP über Erfolg und Scheitern entscheiden kann
Den Auftakt machte ein Impulsreferat von Ellen Zander, Markenexpertin und Patentanwältin bei Zander & Lenz in Luzern. Sie sprach über geistiges Eigentum – kurz IP (Intellectual Property) – und warum es entscheidend ist, sich früh damit auseinanderzusetzen.
Denn nur wer sich rechtzeitig um Marken-, Patent- und Designrechte kümmert, schützt seine Innovation. Wer darauf verzichtet, läuft Gefahr, dass Ideen kopiert werden oder ein Name plötzlich nicht mehr nutzbar ist.
Zander zeigte anhand zweier Beispiele, welche Chancen und Risiken in IP stecken. Sie riet dazu, bei der Firmengründung nicht nur ins Handelsregister zu schauen, sondern auch ins Markenregister – und über die Landesgrenzen hinaus zu prüfen. Sie betonte auch den finanziellen Nutzen von Immaterialgüterrechten:
- Exklusivität erlaubt höhere Preise
- Schutzrechte sind ein starkes Marketinginstrument
- Steuerersparnisse sind möglich, etwa durch die Patentbox
- Lizenzierungen bringen zusätzliche Einnahmen
- Investoren schätzen Schutzrechte als Sicherheit
Zanders Fazit: Gut informiert sein und frühzeitig handeln lohnt sich.
Aitronos – KI für smarte Unternehmen
Als erstes Start-up präsentierten Gilberto Loacker und Raoul Perenzin die Idee hinter der Aitronos AG aus Altendorf. Ihre Mission: Firmen smarter machen und Menschen von repetitiven Routineaufgaben befreien. Die Beiden starteten mit eindrücklichen Zahlen: Weltweit gehen jährlich 8,8 Billionen Dollar verloren, weil Mitarbeitende unmotiviert sind. 60 Prozent verschwenden ihre Zeit mit repetitiven Aufgaben. Und: Wer ausgebrannt ist, riskiert 2,6-mal häufiger, entlassen zu werden. Aitronos will das ändern. Das Team entwickelt Fredy, einen intelligenten digitalen Assistenten, der Routinearbeiten automatisiert und Wissen im Unternehmen nutzbar macht. Fredy kann Texte, Sprache und sogar Bilder verarbeiten – man kann also mit ihm schreiben, sprechen oder ihm etwas zeigen. Er unterstützt beim Schreiben von Berichten, Dokumentationen oder E-Mails oder übernimmt diese Aufgaben gleich selbst. So entsteht mehr Zeit für kreative und wertschöpfende Arbeit. Fredy wird individuell auf jedes Unternehmen trainiert. Er kennt die firmenspezifischen Abläufe und integriert internes Wissen. Damit steht jeder Abteilung jederzeit eine Art Experte zur Verfügung, auf Abruf und in Sekunden.
Aitronos will aber nicht nur Technologie anbieten, sondern eine neue Art des Arbeitens ermöglichen. Gilberto Loacker brachte es auf den Punkt: «Routinearbeit automatisieren, Wissen bündeln und Menschen mehr Raum geben für das, was wirklich zählt: kluge Ideen, Zusammenarbeit und Innovation.»
Nola – Rucksäcke mit Stil und Verantwortung
Als zweites Start-up präsentierte David Freitag, Gründer der Nola GmbH, eine Idee, die Design, Funktionalität und Nachhaltigkeit verbindet: Rucksäcke mit Vintage-Charme und moderner Performance. Ob in den Bergen oder im urbanen Alltag: Nola steht für schlichtes, zeitloses Design und intuitive Bedienung. Die Rucksäcke gibt es in drei Grössen und verschiedenen Farben. Sie sind so konzipiert, dass sich Karabiner, Eispickel oder andere Tools sicher befestigen lassen – praktisch für Menschen, die gerne in den Bergen unterwegs sind.
Freitag legt grossen Wert auf Nachhaltigkeit: 70 Prozent der Materialien sind recycelt, alle Modelle sind frei von PFC, Nickel und tierischen Bestandteilen – also komplett vegan. Entwickelt und designt wird in Goldau im Kanton Schwyz, produziert wird verantwortungsvoll in Vietnam. Freitag bringt zehn Jahre Erfahrung in der Rucksackentwicklung mit und hat für grosse Marken gearbeitet. Mit Nola verfolgt er nun seine eigene Vision: Rucksäcke, die langlebig, fair produziert und ästhetisch sind. «Unterwegs sein mit Stil, Sinn und Verantwortung», so beschreibt der Gründer seine Idee hinter Nola.
Die erste Produktionsserie wurde durch ein erfolgreiches Crowdfunding auf Kickstarter ermöglicht. Der nächste Schritt ist der Aufbau einer breiteren Vertriebskette, mit eigenem Online-Shop und einer Anbindung an Plattformen wie Galaxus und Amazon. Ziel ist es, den Markt auf allen Ebenen zu erreichen und Nola als Schweizer Designmarke mit Haltung zu etablieren. Oder, wie Freitag es formuliert: «Unterwegs sein mit Stil, Sinn und Verantwortung»
MPAssist – KI im Gesundheitswesen
Zum Abschluss stellte Michelle Plüss, Co-Gründerin von MPAssist AG, ihre Lösung für eine der drängendsten Herausforderungen im Gesundheitswesen vor: den hohen administrativen Aufwand. Plüss weiss, wovon sie spricht: 15 Jahre arbeitete sie als Medizinische Praxisassistentin in Praxen und Kliniken und verbrachte unzählige Stunden mit Dokumentation statt mit Patientinnen und Patienten. Studien zeigen: Fachkräfte im Gesundheitswesen verbringen bis zu 50 % ihrer Zeit mit Papierkram. MPAssist will das ändern. Im Oktober 2023 als GmbH gestartet und 2024 in eine AG umgewandelt, entwickelt das Unternehmen eine KI-gestützte Plattform. Diese wird direkt in Praxis- und Kliniksysteme integriert und bietet verschiedene Tools an: Unter anderem transkribiert sie Audiodateien automatisch, fasst Arzt-Patienten-Gespräche in Berichtsform zusammen oder hilft, Sitzungen und Konferenzen effizient zu protokollieren und Ergebnisse festzuhalten. «Ärzte und Pflegepersonal sollen weniger Zeit am Computer verbringen und wieder mehr beim Menschen sein», resümierte Plüss. «Das ist heute wichtiger denn je.»
Die gesamte Infrastruktur von MPAssist steht in der Schweiz. Daten sind verschlüsselt und für Dritte unzugänglich. Erste Lösungen sind bereits bei Hausärzten, Fachärztinnen und in Kliniken im Einsatz. Zusätzlich entwickelt MPAssist ein eigenes Praxisinformationssystem.
Gemeinsam zum Erfolg
Nach den Pitches wurde in den Breakout Sessions lebhaft diskutiert, Fragen gestellt und Ideen ausgetauscht. Beim Apéro knüpften die Teilnehmenden neue Kontakte und vertieften Gespräche.
Was den Impulsraum besonders macht, ist die Verbindung zwischen jungen Start-ups und erfahrenen Unternehmerinnen und Unternehmern. Denn eine Firma aufzubauen, ist ein Abenteuer. Es braucht nicht nur eine gute Idee und ein starkes Team, sondern auch eine Community, die inspiriert, unterstützt und vorantreibt.
So funktioniert Impulsraum
Gründerinnen und Gründer aus dem Kanton Schwyz und den angrenzenden Kantonen präsentieren in jeweils maximal zehn Minuten ihre Geschäftsidee und erläutern ihre aktuellen Herausforderungen. Erfahrene Unternehmerinnen und Unternehmer hören zu und diskutieren in den anschliessenden Breakout Sessions mit den Neugründerinnen und -gründern: Sie hinterfragen, denken vorausschauend mit und geben Impulse. 2018 fand der Impulsraum erstmals statt. Die Veranstalter – Schwyz Next, die Wirtschaftsförderung Höfe und der Coworking Space Wunderraum – verfolgen damit das Ziel, Unternehmertum im Kanton Schwyz zu fördern
Weitere Anlässe und die Impressionen zu Impulsraum findest du auf unserer Event-Seite.
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