02. September 2020

Was Coworking und betriebliches Gesundheitsmanagement voneinander lernen können

Elisabeth Hirtl

Co-Gründerin

elisabeth@wunder-raum.ch
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Zwei unterschiedliche Themen, die in der aktuellen Zeit näher zusammen kommen und neue Chancen schaffen.

Fast unbemerkt feiert das Thema Coworking diesen Sommer seinen 15. Geburtstag. In der Schweiz hat das Thema Coworking mit der Gründung des Citizen Space im Zürcher Steinfelsareal schon vor rund 13 Jahren Fuss gefasst. Seit dieser Zeit hat sich enorm viel getan, nicht nur, was die Anzahl der Spaces betrifft.

Aufschwung Dank Krise

In den letzten Wochen und Monaten hat Coworking plötzlich eine ganz andere Relevanz gewonnen. Zum zweiten Mal in ihrer jungen Geschichte sind Coworking Spaces aus einer anspruchsvollen Situation als Gewinner hervorgegangen, wenn nicht gar als Instrument, das geholfen hat, die Krise zu bewältigen. Als sich die Weltwirtschaft nach 2007 nur langsam von den Spuren der Finanzkrise erholte, hat die Coworking Branche gerade in Ländern, die besonders hart getroffen wurden, wie etwa Spanien, enorm stark zugelegt. Das antizyklische Wachstum kann damit begründet werden, dass Coworking Spaces vielen Menschen, die ihren Job verloren hatten, den Sprung in die Selbstständigkeit bzw. in eine unternehmerische Tätigkeit ermöglichten, da sie ein attraktives Arbeitsumfeld zu fairen und flexiblen Konditionen boten.

 

Mehr als zehn Jahre später stellt Corona einen erneuten Prüfstein dar. Natürlich ist es zu früh, um Bilanz zu ziehen, doch die Anzeichen mehren sich, dass die Coworking Branche gerade eine zweite Aufschwungsphase erlebt; eine noch viel Bedeutsamere wie mir scheint.  Im Unterschied zur letzten sind es weniger die Freelancer und Mikrounternehmen, die das Wachstum beflügeln. Es sind vielmehr Firmen, die nach Lösungen suchen, welche die Mitarbeitenden und die Organisation gleichermassen weiterbringen. Das tägliche Pendeln an den Hauptsitz wird dabei genauso kritisch hinterfragt wie die ständige Vermischung von Arbeit und Privatleben im Home Office.

Was es für ein gesundheitsförderliches Arbeiten braucht

In den letzten Wochen hatten auch wir zahlreiche Gespräche mit Firmen, die sich für Coworking als alternative Arbeitsorte interessieren – in Ergänzung zum Firmenbüro und zum Home Office. Ein Thema kam dabei immer wieder auf: das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) und damit verbunden die Frage, ob Coworking Spaces die relativ strikten Anforderungen an ein gesundheitsförderliches Arbeitsumfeld erfüllen. Anstatt lange zu philosophieren haben wir einige BGM-Verantwortliche in den Wunderraum eingeladen. Zum einen, damit sie sich selbst ein Bild machen konnten und zum anderen, weil wir sehr an diesem Perspektivenwechsel interessiert waren. Das spannende an diesen Gesprächen war ihr Verlauf: während wir uns zu Beginn über die „Basics“ wie ergonomische Büromöbel, Akustik, Licht und Raumklima unterhielten, tauchten wir gegen den Schluss in die viel spannendere Fragen ein, was es braucht, damit sich Menschen bei der Arbeit wohlfühlen und ihr Potential einbringen können.

Was kann Coworking für die Gesundheit tun

Dazu kam mir immer wieder ein Artikel aus der Harvard Business Review in den Sinn, der unter dem Titel «Why people thrive in Coworking Spaces» aufzeigte, dass Coworker signifikant zufriedener sind als «normale Angestellte». Doch was macht den Unterschied? Eine Studie brachte klar zutage, dass es nicht um die Qualität des Arbeitsumfelds im engeren Sinne geht – diese bilden im Sinne von «Hygienefaktoren» in meinen Augen das Fundament – sondern um übergeordnete Faktoren wie Selbstbestimmung, Sinnhaftigkeit, Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft und Selbstwirksamkeit. Wenn wir ehrlich sind, sind es Faktoren, die auch ein ausgeklügeltes betriebliches Gesundheitsmanagementkonzept kaum kontrollieren und steuern kann. Und genau hier sehe ich das Chancenpotential von Coworking: indem Angestellte einen Teil Ihrer Zeit, in Ergänzung zum Firmenbüro und Home Office, in einem Coworking Space mit einer lebendigen Community verbringen, lernen sie Neues über sich und andere. Was mich dabei besonders überzeugt, ist dass dieses Lernen in Form von authentischen Erlebnissen stattfindet – jede/r entscheidet für sich, wie vertieft er/sie sich mit den Themen wie innerer Antrieb, Lernen etc. auseinandersetzt und wie weit er/sie sich konfrontieren lässt.

Für eine gesunde Zusammenarbeit

Ich konnte für mich in den letzten Tagen die Frage beantworten, was es für ein gesundheitsförderliches Arbeitsumfeld braucht. Die richtige Infrastruktur und ein gutes Raumklima sind sicherlich eine wichtige Basis. Entscheidend ist aber, dass Menschen täglich spüren, dass ihre Arbeit Sinn macht, dass ihr Einsatz geschätzt wird und dass man ihnen vertraut – wenn sie das erleben, werden sie dieses Wohlwollen auch an ArbeitskollegInnen und KundInnen weitergeben. Und genau das führt zu einer nachhaltig gesunden Zusammenarbeit.

 

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